Biografie über Hitlers Fotografen: Der Propagandist des „Führers“

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|Ohne Heinrich Hoffmann hätte das Hitler-Bild in der Öffentlichkeit der NS-Zeit wohl anders ausgesehen. Der Historiker Sebastian Peters hat die Biografie eines Mannes geschrieben, der an den Fotos Millionen verdiente und keinerlei Unrechtsbewusstsein besaß.
Rezension von Rudolf Walther
Als der Krieg vorbei war, der Nationalsozialismus, das Dritte Reich und Deutschland untergegangen waren, besann sich Hitlers Leibfotograf auf die billigste der möglichen Rechtfertigungen: „Der Fotograf bildet ab, er hält fest, sonst nichts.“ Man könnte das für eine harmlos-naive Selbsttäuschung halten. Im Falle von Heinrich Hoffmann, der Hitler und dem NS-Regime seine Karriere, sein bedeutendes Vermögen verdankte und beiden als Propagandist diente, handelt es sich um eine bloße Lüge, denn Hoffmann war, was man in anderen Zeiten als Hofschranze bezeichnet hätte. Er war nicht nur über ein Vierteljahrhundert ein enger Vertrauter Hitlers, sondern er dirigierte am Kriegsende ein europaweit tätiges Propagandaunternehmen sowie einen erfolgreichen Verlag für Fotobücher und Postkarten mit Millionenumsatz. Er verfügte über eine einflussreiche Stellung als Kunstberater, Kurator und Kunstsammler, dessen beträchtliches Vermögen an Kunstwerken und Immobilien auch auf „Arisierungen“ und direkt staatlich organisiertem Kunstraub beruhte. Der Historiker Sebastian Peters hat Hoffmanns Leben und Wirken nun intensiv erforscht.
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